5/10 Die Falle des Bestätigungsfehlers
Die unsichtbare Hand in unserem Kopf: Wie unsere Entscheidungen unbewusst gelenkt werden
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Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational zu sein als auch falsch zu liegen." Unser Werkzeug eines Chief Behavioral Officers heute:
Bias-Aufklärung und Entscheidungsfindung
Man stelle sich vor, jemand stehe vor einer der schwierigsten Entscheidungen seines Lebens: Soll er den sicheren, aber wenig inspirierenden Job behalten oder den Sprung in das turbulente, aber potenziell erfüllende Unternehmertum wagen? Als rational denkender Mensch beginnt diese Person, Informationen zu sammeln, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Doch unbemerkt tappt sie in die Falle des Bestätigungsfehlers.
Sie sucht und bevorzugt Informationen, die ihre Sehnsucht nach Veränderung und die Idee, ihr eigener Chef zu sein, unterstützen. Jede Erfolgsgeschichte eines Start-ups beflügelt ihren Entschluss, während sie Warnungen und Statistiken über das hohe Risiko des Scheiterns von Neugründungen systematisch übersehen oder herunterspielt. In Gesprächen mit Freunden betont sie die positiven Aspekte ihres möglichen neuen Lebens, während sie die Risiken vernachlässigt.
Dieses Verhalten spiegelt nicht die Absicht wider, eine verzerrte Sichtweise zu pflegen. Es ist vielmehr ein unbewusster Prozess, der den Wunsch, die Entscheidung zu treffen, die emotional bevorzugt wird, verstärkt.
Wie funktioniert das? Science, baby!
Der Bestätigungsfehler ist tief in unserer kognitiven Verarbeitung verwurzelt. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Informationen zu bevorzugen, die mit unseren bestehenden Überzeugungen oder Wünschen übereinstimmen. Dieser Mechanismus hat evolutionäre Wurzeln; er half unseren Vorfahren, schnelle Entscheidungen auf der Basis begrenzter Informationen zu treffen. In der modernen Welt, wo Informationen überflutend sind, kann dieser Bias jedoch zu fehlerhaften Entscheidungen führen.
Studien haben gezeigt, dass Menschen dazu neigen, Informationen, die ihre bestehenden Überzeugungen stützen, mehr Gewicht zu verleihen als solchen, die diese infrage stellen. Dies führt zu einer selektiven Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen, die unsere Entscheidungsfindung stark beeinflussen kann.
Warum das wichtig ist?
Der Bestätigungsfehler beeinträchtigt nicht nur individuelle Entscheidungen, sondern kann auch in Gruppenentscheidungen zu Gruppendenken und Polarisation führen. Er verengt unseren Blickwinkel und verhindert, dass wir eine vollständige Perspektive auf ein Problem oder eine Entscheidung erhalten. Dies ist besonders kritisch in Zeiten, in denen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind.
Sich des Bestätigungsfehlers bewusst zu sein, ist der erste Schritt, um seine Auswirkungen zu mindern. Es fordert uns heraus, aktiv nach gegensätzlichen Informationen zu suchen, unsere eigenen Annahmen infrage zu stellen und eine offenere Haltung gegenüber verschiedenen Perspektiven und Meinungen einzunehmen. Dieser Prozess der Bias-Aufklärung kann zu ausgewogeneren, fundierteren Entscheidungen führen und letztlich zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft beitragen.
Und jetzt?
Um den heutigen Tag mit dem Bewusstsein über den Bestätigungsfehler anzugehen, beginnen Sie, aktiv nach Informationen zu suchen, die Ihren ersten Impulsen widersprechen. Stellen Sie Ihre eigenen Annahmen infrage und diskutieren Sie mit Menschen, die eine andere Meinung haben. Dies wird nicht nur Ihre Entscheidungsfindung verbessern, sondern auch Ihre Fähigkeit, komplexe Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Unterm Strich
Der Bestätigungsfehler verleitet uns dazu, Informationen zu bevorzugen, die unsere vorbestehenden Überzeugungen stützen, und kann unsere Entscheidungsfindung erheblich beeinträchtigen.
Checkliste zur Vermeidung des Bestätigungsfehlers:
Aktiv nach Informationen suchen, die Ihren Annahmen widersprechen.
Die Quelle und den Kontext von Informationen kritisch bewerten.
Regelmäßig Ihre eigenen Überzeugungen hinterfragen.
Diskussionen mit Menschen führen, die unterschiedliche Ansichten haben.
Sich bewusst sein, dass der Wunsch, recht zu haben, die Objektivität trüben kann.
In einer zehnteiligen Serie innerhalb dieses CBO Nugget Newsletters beleuchten wir die transformative Kraft der Verhaltensökonomie in verschiedenen Geschäftsbereichen. Von der Produktentwicklung bis zur Ethik, diese Serie zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis dafür zu schaffen, wie verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse angewendet werden können, um Entscheidungen, Strategien und Prozesse in Unternehmen zu optimieren. Jeder Beitrag dieser Serie widmet sich einem spezifischen Thema, um zu illustrieren, wie Verhaltensökonomie praktisch angewendet werden kann, um bessere Ergebnisse zu erzielen, die Kundenbindung zu stärken, Innovationen zu fördern und letztendlich einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. Begleiten Sie uns auf dieser spannenden Reise, während wir erkunden, wie ein tiefes Verständnis menschlichen Verhaltens die Grundlage für erfolgreichere und ethisch verantwortungsvollere Geschäftspraktiken bildet.
Hier alle 10 Themen des Sprints innerhalb des CBO Nugget:
Die Rolle der Verhaltensökonomie in der Produktentwicklung
Verhaltensökonomie im Marketing
Entscheidungsarchitektur in der Unternehmensführung
Verhaltensökonomie und Kundenbindung
Bias-Aufklärung und Entscheidungsfindung (sie lesen gerade diesen Nugget)
Innovationsförderung durch Verhaltensökonomie
Nachhaltigkeit und Verhaltensökonomie
Verhaltensökonomie in der Preisgestaltung
Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz
Ethik und Verhaltensökonomie
Chief Behavioral Officer gesucht
Wo werden täglich Managemententscheidungen getroffen, die immer noch vom logisch handelnden Menschen ausgehen? Wo können Sie diese Woche selbst ein Chief Behavioral Officer sein?
Wir sehen uns kommenden Dienstag.
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