Die Illusion der Zusammenhänge: Entzauberung der Illusory Correlation
Wo dein Gehirn Muster sieht, wo keine sind.
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Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational zu sein als auch falsch zu liegen." Unser Werkzeug eines Chief Behavioral Officers heute:
Illusory Correlation
Ich war auf Wolke sieben, als ich die Verkaufszahlen sah. Jedes Mal, wenn wir einen Social-Media-Post am Dienstag veröffentlichten, schienen die Zahlen durch die Decke zu gehen. "Ich habe den Heiligen Gral des Marketings gefunden! Pures Gold", dachte ich und konnte es kaum erwarten, diese Entdeckung mit meinem Team zu teilen.
"Leute, ich habe es herausgefunden. Dienstage sind unsere Glückstage! Schaut euch diese Zahlen an!", verkündete ich stolz in der nächsten Team-Besprechung. Alle waren begeistert und wir beschlossen, unsere wichtigsten Kampagnen auf Dienstage zu legen. Ich fühlte mich wie ein Rockstar; ich hatte das Rätsel gelöst, das uns allen Kopfzerbrechen bereitet hatte.
Einige Monate vergingen und ich bemerkte, dass die Magie nachließ. Die Verkaufszahlen waren nicht mehr so beeindruckend wie zuvor. "Was ist los? Warum funktioniert unser Dienstags-Zauber nicht mehr?", fragte ich mich. Ich fühlte mich verwirrt und ein wenig enttäuscht.
Dann kam der Tag, an dem unsere Marketinganalystin, Sarah, die Ergebnisse einer umfassenden Analyse präsentierte. "Es ist nicht nur der Dienstag, der die Verkaufszahlen beeinflusst. Es gibt viele andere Faktoren wie saisonale Trends, Produktverfügbarkeit und sogar Wettbewerbsaktionen", erklärte sie.
Da wurde mir klar, dass ich einem Trugschluss erlegen war. Ich hatte eine illusorische Korrelation zwischen den Dienstags-Posts und den Verkaufszahlen hergestellt und dabei alle anderen variablen Faktoren ignoriert. Es war eine harte Lektion, aber eine, die ich nie vergessen werde. Von da an wusste ich, dass ich immer das gesamte Bild betrachten muss, bevor ich Schlüsse ziehe.
Wie funktioniert das? Science, baby!
Was ich erlebt habe, ist ein klassisches Beispiel für "Illusory Correlation", eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen fälschlicherweise annehmen, dass eine Beziehung zwischen zwei unabhängigen Ereignissen besteht. In meinem Fall war die Annahme, dass Social-Media-Posts an Dienstagen direkt zu erhöhten Verkaufszahlen führen. Diese Verzerrung kann durch eine Reihe von Faktoren verstärkt werden, einschließlich der menschlichen Neigung, Muster zu erkennen, wo keine existieren. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass unsere Wahrnehmung von Zusammenhängen oft durch unsere eigenen Vorurteile und begrenzten Perspektiven verzerrt ist. Daher ist es entscheidend, umfassende Analysen durchzuführen, bevor man weitreichende Schlüsse zieht.
Die Psychologie hinter der "Illusory Correlation" liegt in unserer natürlichen Tendenz, Muster oder Zusammenhänge in Daten zu sehen, auch wenn keine tatsächlich existieren. Unser Gehirn ist darauf programmiert, schnell Verbindungen herzustellen, um die Komplexität der Welt zu bewältigen. Das führt jedoch oft dazu, dass wir fälschlicherweise annehmen, zwei oder mehr unabhängige Ereignisse seien miteinander verknüpft, insbesondere wenn sie emotional aufgeladen oder besonders auffällig sind. Diese fehlerhafte Wahrnehmung kann zu Vorurteilen, Aberglauben und fehlerhaften Entscheidungen führen.
Warum das wichtig ist?
Sarah, eine junge Unternehmerin, ist begeistert von den steigenden Downloadzahlen ihrer neuen App. Sie bemerkt einen scheinbaren Zusammenhang: Immer wenn sie ein neues Werbevideo auf Instagram postet, scheinen die Downloads anzusteigen. Überzeugt von dieser Entdeckung, investiert sie Tausende von Euro in Instagram-Werbung.
Einige Wochen später trifft sie ihren Freund Tim, der ein Experte für Datenanalyse ist. Stolz erzählt sie ihm von ihrer Marketingstrategie. Tim, neugierig und etwas skeptisch, wirft einen Blick auf die Daten und stellt fest, dass die Downloads auch an Tagen gestiegen sind, an denen Sarah nichts auf Instagram gepostet hat. "Das könnte eine Illusory Correlation sein, Sarah. Du solltest das genauer untersuchen, bevor du weiter investierst", warnt er.
Sarah ist schockiert. Die Möglichkeit, dass sie ihr Budget auf einer falschen Annahme basiert hat, trifft sie hart. Sie nimmt Tims Rat ernst und stellt einen Datenanalysten ein. Die Analyse zeigt, dass es tatsächlich keinen direkten Zusammenhang zwischen den Instagram-Posts und den App-Downloads gibt. Sarah erkennt, dass sie beinahe Opfer der Illusory Correlation geworden wäre.
Dieser Moment der Erkenntnis ist für Sarah ein Weckruf. Sie versteht nun die Bedeutung von fundierten Analysen und ist vorsichtiger bei der Entscheidungsfindung, um nicht erneut Opfer ihrer eigenen kognitiven Verzerrungen zu werden.
Diese Geschichte illustriert, warum es so wichtig ist, sich mit dem Phänomen der "Illusory Correlation" auseinanderzusetzen. Es zeigt die Gefahren auf, die entstehen können, wenn Entscheidungen auf der Grundlage von falschen oder irreführenden Zusammenhängen getroffen werden.
Und jetzt?
Jetzt, da Sie die trügerische Natur der Illusory Correlation verstehen, können Sie dieses Wissen nutzen, um bewusster durch Ihren Tag zu gehen. Wenn Sie heute eine Entscheidung treffen müssen, sei es beruflich oder privat, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die Daten und Fakten zu überprüfen. Fragen Sie sich: "Ist dieser Zusammenhang wirklich so klar, wie ich denke, oder könnte es eine Illusory Correlation sein?"
Wenn Sie heute in einem Meeting sind und jemand präsentiert Daten, die einen scheinbaren Zusammenhang zeigen, seien Sie kritisch. Fragen Sie nach der Methodik und ob andere Faktoren berücksichtigt wurden, die den beobachteten Trend erklären könnten.
Und schließlich, wenn Sie heute Abend etwas Freizeit haben, schauen Sie sich Ihre eigenen Entscheidungsprozesse an. Gibt es Bereiche, in denen Sie möglicherweise falsche Zusammenhänge gezogen haben? Ein kurzer Blick auf die Fakten könnte Ihnen helfen, zukünftige Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Indem Sie diese Schritte heute unternehmen, schützen Sie sich vor den Fallstricken der Illusory Correlation und treffen fundiertere, datengestützte Entscheidungen.
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Unterm Strich
Illusory Correlation bezeichnet die fehlerhafte Wahrnehmung eines Zusammenhangs zwischen zwei Variablen, die tatsächlich unabhängig voneinander sind, was oft zu fehlerhaften Schlussfolgerungen und Entscheidungen führt.
Checkliste: Illusory Correlation im Alltag erkennen und vermeiden
Daten prüfen: Bevor du eine Entscheidung triffst, überprüfe, ob es tatsächlich belastbare Daten gibt, die einen Zusammenhang zwischen den betreffenden Variablen belegen.
Kontext berücksichtigen: Stelle sicher, dass der wahrgenommene Zusammenhang nicht durch einen externen Faktor beeinflusst wird, der nichts mit den beiden Variablen zu tun hat.
Bestätigungsfehler vermeiden: Sei dir bewusst, dass du dazu neigen könntest, Informationen zu suchen, die deine bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen.
Expertenmeinung einholen: Wenn möglich, konsultiere eine unabhängige Quelle oder einen Experten, um den wahrgenommenen Zusammenhang zu bewerten.
Risiko abwägen: Bevor du eine Entscheidung triffst, überlege, welche Konsequenzen ein fehlerhafter Schluss aufgrund von Illusory Correlation haben könnte.
Diese Checkliste soll dir helfen, die Tendenz zur Illusory Correlation in deinem Entscheidungsprozess zu erkennen und bewusstere Entscheidungen zu treffen.
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