Psychologische Sicherheit
Unkonventionelle Ansätze zur Förderung einer vertrauensvollen und innovativen Kultur"
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Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational als auch falsch zu sein."
Wie eine Kultur der Offenheit und Fehlertoleranz zum Erfolg führt.
Psychologische Sicherheit in der digitalen Arbeitswelt – das klingt abstrakt, doch lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen, die dieses Konzept lebendig macht.
Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich in einem multinationalen Unternehmen arbeitete. Unser Team war über die ganze Welt verstreut, und unsere Hauptkommunikationsmittel waren E-Mails, Videokonferenzen und gelegentliche Telefonate. Anfangs lief alles reibungslos. Doch je länger wir zusammenarbeiteten, desto mehr schien etwas nicht zu stimmen. Ideen wurden nicht mehr so offen geteilt, Fragen nicht mehr gestellt, und es schien, als ob jeder nur noch das Nötigste tat, um nicht aufzufallen.
Eines Tages, während einer unserer wöchentlichen Team-Meetings, beschloss unser Teamleiter, das Problem offen anzusprechen. Er sprach über die Bedeutung der psychologischen Sicherheit – einem Zustand, in dem Teammitglieder sich sicher fühlen, Risiken einzugehen, Fragen zu stellen und Fehler zuzugeben, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Er bat uns, ehrlich darüber zu sprechen, wie wir uns fühlten und welche Barrieren wir sahen.
Es dauerte eine Weile, aber schließlich begann die ehrliche Kommunikation. Wir teilten unsere Ängste und Bedenken, unsere Frustrationen und Hoffnungen. Nach diesem Gespräch veränderte sich die Dynamik. Wir begannen, uns mehr zu vertrauen, und die Produktivität sowie die Zufriedenheit im Team stiegen spürbar an.
Wie funktioniert das? Science, baby!
Die Wissenschaft hinter der psychologischen Sicherheit ist faszinierend. Amy Edmondson, eine Professorin an der Harvard Business School, prägte den Begriff "psychologische Sicherheit" und untersuchte dessen Auswirkungen auf Teams und Organisationen. Sie fand heraus, dass Teams mit hoher psychologischer Sicherheit kreativer und innovativer sind und bessere Leistungen erbringen. Dies liegt daran, dass die Mitglieder dieser Teams keine Angst haben, Fehler zuzugeben, Fragen zu stellen oder neue Ideen vorzuschlagen. In einer digitalen Arbeitswelt, in der persönliche Interaktionen oft fehlen, wird diese Sicherheit umso wichtiger, um eine offene und produktive Kommunikation zu gewährleisten.
Warum das wichtig ist
Psychologische Sicherheit ist der Schlüssel zur Schaffung eines Umfelds, in dem sich Teammitglieder wohlfühlen, ihre Gedanken und Ideen zu teilen. Dies führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern fördert auch das persönliche Wohlbefinden und die berufliche Zufriedenheit. Besonders in der digitalen Arbeitswelt, wo Isolation und Kommunikationsbarrieren häufig sind, ist es essenziell, eine Kultur zu fördern, in der Offenheit und Vertrauen gedeihen können. Indem wir psychologische Sicherheit priorisieren, ermöglichen wir es unseren Teams, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und gleichzeitig ein unterstützendes und integratives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Unterm Strich
Psychologische Sicherheit ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche und innovative Unternehmenskultur. Hier sind einige eher unbekannte, subtile Ansätze, die ein Chief Behavioral Officer (CBO) anwenden kann, um psychologische Sicherheit in einem Unternehmen zu fördern:
1. Nutzung von Mikromomenten für positive Interaktionen
Mikromomente sind kleine, alltägliche Interaktionen, die eine große Wirkung auf die Teamdynamik haben können. Ein CBO kann Führungskräfte schulen, bewusster auf diese Mikromomente zu achten und positive Verstärkung zu bieten, sei es durch ein einfaches Lob, Anerkennung von Ideen oder das aktive Zuhören während Besprechungen.
2. Gestaltung von physischen und virtuellen Arbeitsräumen
Die Gestaltung von Arbeitsräumen kann subtile Hinweise auf psychologische Sicherheit geben. Beispielsweise können offene, einladende Räume, die zur Zusammenarbeit einladen, sowie Bereiche für ungestörtes Arbeiten eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens schaffen. Im virtuellen Raum können benutzerfreundliche und kollaborative Plattformen eingesetzt werden, die den Austausch und die Transparenz fördern.
3. Förderung von Fehlerkultur durch Storytelling
Ermutigen Sie Führungskräfte und Mitarbeiter, Geschichten über eigene Fehler und die daraus gezogenen Lehren zu teilen. Dies kann in Meetings oder internen Kommunikationskanälen geschehen. Storytelling über Fehler und Erfolge trägt dazu bei, eine Kultur zu schaffen, in der das Risiko des Scheiterns akzeptiert und als Lernchance angesehen wird.
4. Implementierung von Peer-Coaching-Programmen
Peer-Coaching-Programme können dazu beitragen, eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung und des Vertrauens zu fördern. Mitarbeiter coachen sich gegenseitig, teilen Erfahrungen und bieten Feedback in einer sicheren und unterstützenden Umgebung. Dies kann helfen, die Kommunikationsbarrieren abzubauen und die psychologische Sicherheit zu erhöhen.
5. Subtile Verstärkung durch Sprache und Kommunikation
Die Art und Weise, wie Führungskräfte kommunizieren, kann die Wahrnehmung der psychologischen Sicherheit beeinflussen. Subtile Veränderungen in der Sprache, wie das Verwenden inklusiver Ausdrücke („wir“, „uns“) und das Stellen offener Fragen, die zum Nachdenken anregen, können das Gefühl der Zugehörigkeit und des Vertrauens stärken.
6. Nutzung von Daten und Analytik zur Förderung der psychologischen Sicherheit
Verwenden Sie anonymisierte Umfragen und Datenanalysen, um Einblicke in die Teamdynamik und das Gefühl der psychologischen Sicherheit innerhalb der Organisation zu gewinnen. Teilen Sie diese Erkenntnisse in einer transparenten und konstruktiven Weise, um Vertrauen aufzubauen und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung zu ergreifen.
7. Einführung von reflektierenden Praktiken
Implementieren Sie regelmäßige Reflexionssitzungen, in denen Teams zusammenkommen, um über ihre Zusammenarbeit, Erfolge und Herausforderungen zu reflektieren. Diese Sitzungen sollten von einer Haltung der Offenheit und des Lernens geprägt sein, anstatt von Bewertung oder Kritik.
8. Anpassung von Belohnungs- und Anreizsystemen
Überdenken Sie Belohnungs- und Anreizsysteme, um Verhaltensweisen zu fördern, die psychologische Sicherheit unterstützen. Beispielsweise könnten Teams belohnt werden, die Risiken eingehen und innovative Lösungen entwickeln, selbst wenn sie nicht immer erfolgreich sind. Dies signalisiert, dass das Unternehmen Wert auf Lernen und Wachstum legt.
9. Subtiles Einbinden von Humor
Humor kann ein mächtiges Werkzeug sein, um Spannungen abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Ermutigen Sie Führungskräfte, humorvolle, aber respektvolle Interaktionen zu fördern. Lachen in Meetings oder Teamaktivitäten kann helfen, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, in der sich Mitarbeiter sicher fühlen, ihre Meinungen zu äußern.
10. Schaffung eines Netzwerks von psychologischen Sicherheitsbotschaftern
Rekrutieren und schulen Sie Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen und Ebenen, um als Botschafter für psychologische Sicherheit zu fungieren. Diese Botschafter können subtile Signale und Verhaltensweisen erkennen, die die psychologische Sicherheit beeinflussen, und als Vorbilder für eine unterstützende und offene Kultur dienen.
Diese eher unbekannten Ansätze zielen darauf ab, eine Kultur der psychologischen Sicherheit auf eine subtile, aber effektive Weise zu fördern. Sie helfen dabei, Vertrauen und Offenheit zu stärken, ohne dass sofort erkennbare, große Veränderungen notwendig sind.
Chief Behavioral Officer gesucht
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Wir sehen uns kommenden Dienstag.
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