Weihnachten im Spiegel der Psychologie
Wo Rentiere und rationale Entscheidungen zusammenprallen!
Lesezeit ca. 6 Minuten
Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational zu sein als auch falsch zu liegen." Unser Werkzeug eines Chief Behavioral Officers heute:
Bestätigungsfehler und Ankereffekt
Ich erinnere mich noch genau an das letzte Weihnachten. Wie jedes Jahr war ich fest davon überzeugt, die perfekten Geschenke für meine Familie ausgewählt zu haben. Ich hatte Stunden im Internet recherchiert, Bewertungen gelesen und mich schließlich für Geschenke entschieden, die meinen Vorstellungen entsprachen. Was ich dabei nicht bemerkte: Ich fiel dem Bestätigungsfehler zum Opfer. Jede positive Bewertung, die meine Wahl unterstützte, nahm ich als Beweis für meine gute Entscheidung. Negative Meinungen? Die blendete ich einfach aus.
Eines der Geschenke war ein hochpreisiger Kaffeevollautomat für meine Eltern. Ursprünglich hatte ich geplant, nicht mehr als 200 Euro auszugeben, aber als ich ein Modell für 450 Euro sah, das perfekt zu sein schien, verschob sich mein Budgetrahmen plötzlich. Der Ankereffekt hatte zugeschlagen. Rückblickend erkenne ich, dass der ursprüngliche Preis von 600 Euro, der durchgestrichen neben dem "Angebot" stand, mein Urteilsvermögen beeinflusst hatte.
Wie funktioniert das? Science, baby!
Es ist Weihnachtszeit, und unser Gehirn ist auf Hochtouren. Lichter blinken, Musik spielt, und überall herrscht festliche Stimmung. In diesem Kontext werden der Bestätigungsfehler und der Ankereffekt besonders interessant.
Der Bestätigungsfehler ist tief in unserer Psychologie verankert. Er entsteht, weil unser Gehirn effizient arbeiten will. Anstatt jede Information objektiv zu analysieren, neigt es dazu, Informationen, die zu unseren bestehenden Überzeugungen passen, schneller zu akzeptieren. Dies ist besonders in emotional aufgeladenen Situationen wie Weihnachten der Fall. Wir sind von der Idee der perfekten Geschenke und dem perfekten Fest so eingenommen, dass wir Informationen, die diesem Bild entsprechen, bevorzugen und widersprechende Meinungen ignorieren.
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Beim Ankereffekt spielt eine andere Art der kognitiven Bequemlichkeit eine Rolle. Wenn wir mit einer anfänglichen Information konfrontiert werden – in unserem Fall der ursprüngliche Preis eines Produkts –, dient diese Information als Ankerpunkt für alle nachfolgenden Entscheidungen. Dieser Effekt ist besonders stark, wenn wir uns unsicher sind oder unter Zeitdruck stehen, was im hektischen Treiben der Weihnachtszeit oft der Fall ist.
Aber warum ist das so? Studien in der Verhaltensökonomie und Psychologie zeigen, dass diese Verzerrungen eine Art mentale Abkürzung darstellen. Sie helfen uns, in einer komplexen Welt schnelle Entscheidungen zu treffen. Das Problem dabei ist, dass diese Abkürzungen nicht immer zu den besten Ergebnissen führen. Sie können uns dazu bringen, mehr Geld auszugeben, als wir geplant hatten, oder Geschenke zu wählen, die vielleicht nicht die besten für unsere Liebsten sind.
Zu Weihnachten, wenn die Emotionen hochkochen und die Werbung allgegenwärtig ist, werden diese Effekte noch verstärkt. Die festliche Atmosphäre, die emotionale Bedeutung des Schenkens und die Flut an Sonderangeboten schaffen einen perfekten Nährboden für den Bestätigungsfehler und den Ankereffekt.
Warum das wichtig ist?
Weihnachten ist eine Zeit, in der Emotionen und Traditionen oft die Oberhand gewinnen. In diesem festlichen Wirbel können der Bestätigungsfehler und der Ankereffekt unsere Entscheidungen auf subtile Weise beeinflussen. Doch warum ist es so wichtig, diese Phänomene zu verstehen und zu berücksichtigen?
Zunächst einmal hat der Bestätigungsfehler einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere sozialen Interaktionen und unser Konsumverhalten. Wenn wir uns darauf vorbereiten, Geschenke zu kaufen, suchen wir oft nach Bestätigung für unsere Ideen. In diesem Prozess neigen wir dazu, Informationen zu überbewerten, die unsere Entscheidungen unterstützen, und Informationen zu ignorieren, die ihnen widersprechen. Dies kann dazu führen, dass wir nicht das ideale Geschenk für unsere Liebsten finden, sondern das, was unseren eigenen Vorstellungen entspricht. In einer Zeit, in der das Geben im Mittelpunkt steht, ist es wichtig, sich bewusst zu sein, wie unsere eigenen Vorurteile unsere Geschenkauswahl beeinflussen könnten.
Der Ankereffekt spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, besonders in finanzieller Hinsicht. Weihnachtseinkäufe können schnell teuer werden, und der Ankereffekt kann uns dazu verleiten, mehr auszugeben, als wir ursprünglich geplant hatten. Durch die Präsentation von "ursprünglichen" und "reduzierten" Preisen werden wir dazu verleitet, den Wert eines Produkts anhand dieses ersten Ankers zu beurteilen, was oft zu überteuerten Käufen führt. In einer Zeit des Jahres, in der viele Menschen bereits finanziell angespannt sind, kann ein besseres Verständnis dieses Effekts dazu beitragen, unnötige Ausgaben zu vermeiden.
Darüber hinaus hat das Verständnis dieser kognitiven Verzerrungen weitreichende Implikationen für unsere allgemeine Entscheidungsfindung. Weihnachten ist nur ein Beispiel, wie diese Verzerrungen in unserem täglichen Leben auftreten können. Indem wir lernen, sie zu erkennen und zu kontrollieren, können wir bessere, reflektiertere Entscheidungen treffen – nicht nur während der Feiertage, sondern das ganze Jahr über.
Es ist also entscheidend, sich mit dem Bestätigungsfehler und dem Ankereffekt auseinanderzusetzen, um unsere Fähigkeit zur kritischen Reflexion zu stärken. Dies führt nicht nur zu besseren Geschenken und klügeren finanziellen Entscheidungen, sondern auch zu einem tieferen Verständnis unserer eigenen mentalen Prozesse. In einer Welt, die immer komplexer wird, ist die Fähigkeit, unsere eigenen Denkfallen zu erkennen und zu überwinden, von unschätzbarem Wert.
Und jetzt?
Was können wir nun mit diesem Wissen anfangen? Beim nächsten Weihnachtseinkauf könnten wir uns bewusst machen, dass unsere erste Budgetvorstellung möglicherweise durch nachfolgende Preise beeinflusst wird. Wir sollten uns auch vor Augen führen, dass nicht jede positive Bewertung eines Produktes unsere Wahl rechtfertigen muss. Vielleicht hilft es, eine Liste mit Pros und Cons anzufertigen, um eine ausgewogenere Sicht zu gewährleisten.
Unterm Strich
Kern des Wissens: Der Bestätigungsfehler und der Ankereffekt sind wie unsichtbare Strömungen in unserem Geist, die unbemerkt unsere Entscheidungen an Weihnachten lenken.
Checkliste für bewusste und heitere Weihnachtsentscheidungen:
Rudolfs rote Nase hinterfragen: Bevor du ein Geschenk kaufst, überlege, ob du es wirklich wegen seiner Qualität wählst oder nur, weil es deine Vorstellung von „perfekt“ bestätigt.
Gegen den Weihnachtsmann argumentieren: Manchmal muss man den Weihnachtsmann spielen und das Gegenteil von dem in Betracht ziehen, was die Elfen einem ins Ohr flüstern.
Nicht am Nordpol festfrieren: Achte darauf, dass der erste Preis, den du siehst, dich nicht in der Kälte stehen lässt. Ist das Schnäppchen wirklich ein Schnäppchen?
Ein Budget wie der Weihnachtsstrumpf: Leg ein Budget fest, das nicht dehnbar ist wie der Strumpf am Kamin. Bleib fest, auch wenn glitzernde Angebote locken.
Besinnliche Kaufpause: Nimm dir einen Glühwein-Moment, um über deine Kaufentscheidung nachzudenken. Handelst du impulsiv oder durchdacht?
Schlittenwendungen erlaubt: Sei bereit, deine Meinung zu ändern, wenn neue Informationen durch den Kamin rutschen. Flexibilität ist besser als Starrsinn.
Die Rentier-Perspektive: Manchmal hilft ein Blick aus der Rentier-Perspektive, um die eigene Sichtweise zu erweitern. Was würde Rudolf dazu sagen?
Mit dieser Liste bewaffnet, kannst du dich den Herausforderungen des Weihnachtseinkaufs stellen und dabei ein Lächeln bewahren. Lass dich nicht von den glitzernden Lichtern der kognitiven Verzerrungen blenden!
Chief Behavioral Officer gesucht
Wo werden täglich Managemententscheidungen getroffen, die immer noch vom logisch handelnden Menschen ausgehen? Wo können Sie diese Woche selbst ein Chief Behavioral Officer sein?
Wir sehen uns kommenden Dienstag.
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