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Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational als auch falsch zu sein."
Wie wir uns motivieren wollen und uns dabei demotivieren
Harte Arbeit ist hart. Die meisten Menschen mögen keine harte Arbeit. Sie ziehen es aber durch, um ein Ziel am Ende zu erreichen. Ziele sind großartig und Belohnungen sind großartig, ob sie nun monetär, sozial oder sonst wie sind. Aufgrund der Art und Weise jedoch, wie Dopamin mit unserer Zeitwahrnehmung zusammenhängt, kann harte Arbeit um einer Belohnung willen, die danach kommt, die harte Arbeit jedoch viel schwieriger machen und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass wir uns in der Zukunft auf harte Arbeit einlassen (wollen).1
Um was es geht
In seinem Buch Payoff: The Hidden Logic That Shapes Our Motivations2 beschreibt Dan Ariely ein Experiment, bei dem Kinder, die gerne freiwillig malen, ab einem bestimmten Zeitpunkt für ihre Werke belohnt werden. Dann, ebenso plötzlich, stoppte die Belohnung. Sie ahnen es vielleicht: die Kinder hatten jetzt eine viel geringere Neigung zu malen. Keine Belohnung mehr. Eben noch intrinsisch motiviert zu malen, hatten die Kinder kaum noch Lust dazu.
Warum das wichtig ist
Wenn wir Belohnungen erhalten, selbst wenn wir uns selbst belohnen, neigen wir dazu, weniger Freude mit der eigentlichen Tätigkeit zu verbinden, die die Belohnung hervorgerufen hat. Das mag kontraintuitiv erscheinen, aber genau so funktionieren unsere Dopamin-Kreisläufe.3
Wenn Sie durch eine Belohnung einen Dopamin-Peak erhalten, wird dies Ihren Ausgangswert (relativ) senken, und die kognitive Interpretation ist, dass Sie die Aktivität nicht wirklich durchgeführt haben, weil Sie sie genossen haben. Sie haben es wegen der Belohnung getan.
Dopamin beeinflusst auch unsere Zeitwahrnehmung. Wann und wie viel Dopamin wir erleben, bestimmt unser persönliches Zeitempfinden. Unerfreuliche Arbeit scheint sich in die Länge zu ziehen und erfreuliche Aktivitäten vergehen wie im Fluge. Wenn wir uns auf eine Aktivität einlassen, sagen wir, auf harte Arbeit, egal welcher Art, werden wir uns wegen der Belohnung am Ende etwas gönnen: die Trophäe, die Freizeit, der Kuchen.
Wir dehnen somit die Zeitspanne aus, in der wir diese Erfahrung analysieren oder wahrnehmen.
Unterm Strich
Weil die Belohnung am Ende kommt, beginnen wir, die neuronalen Schaltkreise für Dopamin und Belohnung, die normalerweise während der Aktivität aktiv gewesen wären, zu trennen. Und weil alles am Ende ankommt, machen wir mit der Zeit die Erfahrung, dass wir immer weniger Freude an dieser bestimmten Tätigkeit haben, während wir sie ausüben.
Mit jeder weiteren Belohnung, die für eine Tätigkeit in Aussicht gestellt wird, bezahlen Sie, indem diese Tätigkeit morgen automatisch noch weniger attraktiv empfunden wird. Unser natürliches Verhalten dafür ist (schließlich muss die Balance ja gewahrt werden) eine noch attraktivere Belohnung ans Ende zu stellen. Die Spirale hat begonnen.
Chief Behavioral Officer gesucht
Suchen Sie in Ihrer Organisation nach dem „wenn… , dann…“ Prinzip. „Wenn das erreicht ist, dann xyz.“ Sie kennen nun die wahren Kosten dahinter. Ein Ausweg: Es muss uns wieder gelingen, dass wir uns auf die Anstrengung selbst konzentrieren und daraus unsere Freuden ….äh, Dopamin ziehen. Wie das gelingen kann, darüber sprechen meine Kollegen und ich vielfältig: Leadership, Storytelling, Gamification, Zugehörigkeit, Bedeutung, Autonomie und vieles weitere. Belohnungen gehören leider nicht dazu. Das wäre ja wohl auch etwas zu einfach.
Wo werden täglich Managemententscheidungen getroffen, die immer noch vom logisch handelnden Menschen ausgehen? Wo können Sie diese Woche selbst ein Chief Behavioral Officer sein?
Wir sehen uns kommenden Dienstag.
Wenn Sie uns Tipps oder Feedback senden möchten, dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@cbo.news. Vielen Dank.
Dopamine Nation - EXP: Finding Balance in the Age of Indulgence
Über die Funktionsweisen verschiedener Neurotransmitter habe ich auf meinem Youtubekanal und unzähligen Socialmediainhalten oft gesprochen.