Update: Dieser CBO Nugget wurde versehentlich zu früh veröffentlicht. Sorry dafür. 🙏 Wir hoffen, Ihr könnt ihn auch am heutigen Samstag genießen. Sehen wir es einfach als Bonus. Am kommenden Dienstag kommt natürlich dennoch das reguläre Nugget. Schönes WE.
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Guten Morgen. Starten wir gemeinsam in diesen Dienstag. Denn wie immer gilt auch heute wieder: "Es ist durchaus möglich, sowohl rational als auch falsch zu sein."
Redewendungen helfen UX Design
“No pain, no gain”. Die perfekte Redewendung für Game-Designer!? Man könnte fast meinen, Game-Designer halten sich an diese Redewendung. Können auch andere Berufsgruppen davon profitieren?
Um was es geht
Sprache beeinflusst nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern sie beeinflusst auch unser Verhalten. Zugriff auf bestimmtes Vokabular kann Türen öffnen. Was wir benennen, können wir begreifen. Und was wir begreifen, können wir anwenden.
Sprache bietet eine effiziente Abkürzung zur Realität. Jede Kultur hat ihre eigenen Redewendungen. Dabei vergessen wir oft, wie sehr uns diese Redewendungen Tipps geben können, um Produkte und Services für den Nutzer zu designen.
Warum das wichtig ist
„There’s safety in numbers“ (Zahlen geben Sicherheit). Menschen empfinden es, als angenehmer 10 Minuten zu warten, wenn sie wissen, dass es noch 10 Minuten dauert, als kürzer zu warten, ohne es zu wissen. Oder der Benefit von Reviews anderer Käufer eines Produkts. Man kann den Spruch „There’s safety in numbers“ also auch gut mit der berühmten kognitiven Verzerrung des ‘social proof’1 verknüpfen. Diese Sicherheit in Zahlen kann aber natürlich auch täuschen. Zu gerne verlässt man sich so auf das, was man messen kann und lässt die Dinge außer Acht, die sich nur schwer oder indirekt messen lassen.
„Von nichts, kommt nichts“. Auch dieser Spruch lässt sich direkt mit einem ‘bias’, also einer kognitiven Verzerrung’ verbinden: effort heuristic. Haben wir einmal Arbeit/Zeit/Mühen in etwas hineingesteckt, dann bewerten wir es automatisch höher. Daraus ist auch der Begriff IKEA-Effekt entstanden. Was wir mit eigenen Händen aufgebaut haben, muss gut sein. (Ansonsten wären wir ja Idioten gewesen, es zu tun.)
Wer hier tiefer einsteigen möchte, dem sei auch der TED-Talk von Lera Boroditsky empfohlen: How language shapes the way we think.
Sehr spannend auch „a watched pot never boiles“. (Hier kenne ich leider kein passendes deutsches Pendant dazu.) Es beschreibt sehr schön, dass die Zeit
- gefühlt - nur langsam vergeht, wenn man einen Topf beobachten muss, ohne sich ablenken zu können.2Beim Spruch „Lieber ein Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ muss ich wohl kaum noch was sagen, oder? Aber er bringt es wirklich gut auf den Punkt, warum wir Menschen so Probleme mit einem nachhaltigen Verhalten haben, dessen Benefit wir erst weit in der Zukunft erleben würden.
Unterm Strich
Es ist unumstritten, dass wir mit Worten (vor allem im Marketing & PR) Emotionen und Verhalten beeinflussen können und wollen. Die oben genannten Beispiele zeigen aber auch, wie wir umgekehrt Wörter bzw. sogar Redewendungen nutzen können, um bei der Entwicklung von Produkten und Services zu helfen. Mal eine verrückte These:
“Insbesondere, wenn man Produkte für eine bestimmte Kultur erschaffen sollen, lohnt es sich deren Redewendungen (bzw. die Sprache - siehe TED-Talk) zu analysieren, um so etwaige kulturelle Verhaltensweisen zu erkennen.” Roman Rackwitz
Chief Behavioral Officer gesucht
Haben Sie bei der Entwicklung eines Produkts oder auch eines Prozesses am Arbeitsplatz schon einmal Redewendungen zur Hilfe herangezogen? Ich, zugegeben, auch noch nicht. Dabei erzählen Sie und so viel über menschliche Bedürfnisse und Verhalten.
Wo werden täglich Managemententscheidungen getroffen, die immer noch vom logisch handelnden Menschen ausgehen? Wo können Sie diese Woche selbst ein Chief Behavioral Officer sein?
Wir sehen uns kommenden Dienstag.
Wenn Sie uns Tipps oder Feedback senden möchten, dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@cbo.news. Vielen Dank.
Cialdini, R.B. (2007)
Quarmby, D.A. (1967)